Es ist still im Eizmoos. Die Wolken hängen tief. Es nieselt. Die Temperaturen sind nahe am Gefrierpunkt. Ein paar unermüdliche B-Junioren absolvieren in Kleingruppen kontaktlos mit weiten Passfolgen ihre Trainingseinheit auf dem Kunstrasen. Im Bistro bleiben die Lichter aus. Die Szene passt zu dieser verrückten Zeit, in der die Pandemie das Szepter führt: trist, grau, kalt, einsam, hoffnungslos! Wenn da nicht…
Ja, wenn da nicht…
Was ums Gottes Willen hat mich heute an diesen abgelegenen, leeren Ort getrieben, an einen Ort, der sonst voller Leben ist? Normalerweise tönen die Appelle der Trainer, die Rufe der Spieler oder das Lachen der Kinder über die Spielfelder. Sie hallen wider an der Front des Bistros, wo sich sonst Eltern wartend auf ihre Kinder aufwärmen oder Sportsfreunde gegenseitig zuprosten und sich angeregt unterhalten, Und nun diese Einöde, ausgelöst durch die Pandemie!
Und trotzdem! Ich bin unterwegs, um meinen Kopf in eine Sitzung zu stecken. Im Sitzungsraum brennt Licht. Es ist ein Licht der Hoffnung! Die Co-Präsidenten des Organisationskomitees für das sommerliche Dorfturnier besprechen sich ein erstes Mal mit Vertreter/-innen des Vorstands. Man ist zwar noch gezeichnet von der Corona bedingten Absage im letzten Sommer, gibt sich aber vorsichtig optimistisch und will zu Beginn des neuen Jahres das nächste Turnier aufgleisen. Da sich auch der Vorstand sowie weitere Exponenten des Vereins nach Möglichkeit unter Wahrung des Schutzkonzeptes persönlich treffen, um die Zukunft zu gestalten, leuchtet dieses Licht auch in der dunklen Zeit immer wieder über der Anlage. Und auch Didi Mösch und seine Mitarbeitenden vom Bistro 1910 haben bis zur Verschärfung der Massnahmen immer wieder versucht, mit besonderen Aktionen Leben ins Eizmoos zu bringen und so das bisschen Sportclub-Heimat mit Leben zu füllen.
Ein Licht der Hoffnung
Auch wenn viele Mitglieder den zweiten Lockdown im Fussball schweren Herzens über sich ergehen lassen müssen, so sind die Zuversicht der Verantwortlichen und die Sehnsucht nach normalem Trainings- und Wettkampfbetrieb ein Zeichen der Hoffnung, welche sich symbolisch in diesem Licht in der Nacht ausdrückt. Immer noch trainieren diejenigen Teams, denen es gestattet ist, auch in der kalten Jahreszeit. Immer noch sind Visionen und Pläne vorhanden und immer noch geht man die Herausforderungen solidarisch an. Man hilft sich, unterstützt sich und macht sich Mut.
Ein Fan hat’s besonders schwer, gibt aber nicht auf!
Seit fast drei Jahren ist Eizmoos-Tiger Lee ein Begriff in der Chamer Fussballwelt. Er hat sich seine Heimat im Stadion und seiner Umgebung selbst gewählt. Er fühlt sich grundsätzlich sicher und wohl und schätzt die Kontakte zu den Menschen ebenso wie die manchmal ruhigeren Zeiten. Er besucht Trainings und Spiele und kehrt regelmässig als Stammgast im Bistro ein. Nun aber ist es ihm definitiv zu einsam. Die Vereinskatze Lee hat’s in dieser Zeit schwer. Sie fühlt sich oft einsam, wird aber nicht vergessen. Lee wird zwar von seinen Bezugspersonen wie Bistrobetreiber Didi Mösch, den Mitarbeitenden des Sekretariats, dem Coach der Ersten Mannschaft… mit dem Notwendigsten versorgt und erhält dabei auch regelmässig Streicheleinheiten. Trotzdem ist er aber um jeden zusätzlichen Kontakt froh. Er sucht die Nähe zu den Menschen und ist froh, wenn jemand spontan vorbeischaut. Er ist froh darüber, wenn das erwähnte Licht aus der Lounge, dem Bistro, dem Sekretariat oder dem Sitzungsraum, Abwechslung, Wärme, Behaglichkeit, Streicheleinheiten und Leckereien verspricht. Dann versucht er Aufmerksamkeit zu erregen. Er kann es kaum erwarten, bis sich eine Tür öffnet und sich jemand auch um ihn kümmert. Wenn nötig meldet er sich lautstark zu Wort, und wenn das auch nichts nützt, dann klopft man halt mal kräftig an die Türe. Und es scheint, als sei auch er in diesen Momenten zuversichtlich, dass alles wieder so kommt, wie er es gerne hätte.
Text und Foto: André Dommann