Fünfeinhalb Jahre diente Adrian Krahn als Präsident dem Sportclub Cham. Nun trat er aus Zeitgründen auf Ende der letzten Saison zurück. Er lässt deutliche Spuren zurück, denen es sich lohnt zu folgen. Ganz verloren geht er dem Verein aber zum Glück nicht!
Adrian Krahn wurde aus verschiedenen Gründen bei den Rot-Blauen im Kanton Zug Präsident. Auf Anfrage des auch heute noch aktiven Juniorenobmanns Willy Hediger, ob er eine Juniorenmannschaft trainieren wollte, erteilte Krahn eine deutliche Absage. Er habe aus beruflichen Gründen zu wenig Zeit, und wenn schon, dann würde er eher Präsident, da wäre er zeitlich einiges flexibler. Und siehe da! Der neue Präsident war gefunden. Und auch jetzt bewegen ihn die knappen Zeitressourcen zum Rücktritt.
Etwas zurückgeben
Krahn begann als Sohn Deutscher Eltern seine Fussballlaufbahn in Basel und stand nach erfolgreichen Juniorenjahren und Einsätzen bei den Reserven des FC Basel kurz vor dem Durchbruch, zusammen mit Basler Legenden wie etwa Knup, Ceccaroni und Rahmen. Eine schwere Verletzung machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung. Seine Liebe für den Fussball und für Rot-blau blieb jedoch bestehen. Noch heute erinnert er sich dankbar daran, was er in diesen Juniorenjahren mit auf den Weg bekommen hatte: Selbstvertrauen, Ehrgeiz, Durchhaltewillen, Leistungsbereitschaft, Anstand, Respekt, Fairness und Kameradschaft. Nicht zuletzt diese Erfahrungen haben ihn dazu bewogen, dem Fussball und nun auch dem rot-blauen Verein in Cham, in dem nun seine Söhne kickten, etwas davon zurückzugeben.
Sportliche Erfolge
Fünfeinhalb Jahre sind es geworden, in denen rund 4,7 Mio. Franken umgesetzt wurden, 39 Anlässe durchgeführt wurden und über alles hinweg ein Gewinn von rund 12'000 Franken erwirtschaftet werden konnte. Zu den sportlichen Höhepunkten in seiner Amtszeit zählen die Cuppartien gegen Zürich, GC und Aarau. Der Aufstieg der Ersten Mannschaft in die Promotion League und der folgende Zweikampf an der Spitze dieser Liga mit Kronfavorit FC Servette Genf, sowie der Aufstieg der Zweiten Mannschaft in die Zweite Liga. Wichtig sind ihm auch die zahlreichen Erfolge und Aufstiege im Breitensport und in der Juniorenabteilung.
Präsident – eine Herzenssache
Wer Adrian Krahn etwas besser kennt, weiss, dass er sich bestimmt über diese Erfolge freut, dass es aber letztendlich auch andere Dinge gibt, die seine Arbeit lohnend machten und die ihn im Innersten freuen. So ist er glücklich, dass der Verein nie die Bodenhaftung verloren hat und realistische Ziele verfolgt. Er ist stolz, dass der Club ohne Schulden dasteht und die Finanzierung im Laufe der letzten Jahre breiter abgestützt werden konnte. Und er weist darauf hin, dass Cham ein bedeutender Dorfverein ist, der sich als Nummer Drei der Innerschweiz erfolgreich in der Promotion League etabliert hat und im Nachwuchsbereich all die gesellschaftlichen und erzieherischen Beiträge leistet, die er als Junior früher selbst erleben durfte. Gerne erinnert er sich an die leuchtenden Kinderaugen, wenn ein Spiel oder ein Turnier gewonnen werden konnte, oder an den Enthusiasmus ihrer Eltern, der Trainer und der unzähligen Helferinnen und Helfer, die das Eizmoos und den Verein zu einem beliebten Treffpunkt machen. Ihnen zollt er Dankbarkeit, Respekt und Bewunderung, denn ohne das Engagement so vieler wertvoller Menschen wäre der SC Cham nicht das, was er ausstrahlt.
Als Präsident war Krahn seiner Meinung nach zu stark operativ gefordert. Seine Leidenschaft und Stärke, die den Unternehmer auch im Beruf auszeichnen, ist die strategische Weiterentwicklung der jeweiligen Organisation: So ist es ihm und seinen Mitstreiter/-innen zwar gelungen, die Führung des Vereins neu zu konzipieren, eine Vereinsstrategie zu erarbeiten, die erweiterte Vereinsführung aufzugliedern, eine professionelle Geschäftsstelle einzurichten und die Finanzierung breiter abzustützen. Hinzu kommen noch die eine oder andere Anpassung bei der Infrastruktur, der Aufbau des medizinischen Staffs im Leistungsbereich und die Neugestaltung des Bistros…
Ein Blick in die Zukunft
Neben den finanziellen Herausforderungen werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren auch infrastrukturelle Themen auf den Verein zukommen. Die rege Bautätigkeit (u.a. Papieriareal) wird dem Verein nochmals mehr Nachwuchssportler/-innen bringen, was neue Plätze und Umkleidegarderoben notwendig machen könnte und nach zusätzlichen Trainern und Betreuern ruft. Die Instandhaltung und die Renovation der bestehenden Infrastruktur dürfen nicht aus dem Auge verloren werden. Zudem bietet sich für Cham, für die Vereinen und auch für den Sportclub mit der Eröffnung des OYM, dem Kompetenzzentrum für Spitzenathletik und Forschung, ungeahnte Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.
Man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen, aber man sollte alles daransetzen, dass sie so kommen wie man sie gerne hätte
Nach diesem Motto hat der Vorstand auf die neue Saison mit dem Beirat ein neues strategisches Gremium geschaffen, das genau diese Entwicklungen beobachten kann und dem Vorstand Handlungsempfehlungen abgeben kann. Er setzt sich wie folgt zusammen: Rolf Ineichen, Gemeinderat in Cham, Jean-Luc Mösch, Zuger Kantonsrat, Walter Hochreutener als Wirtschaftsvertreter und dem scheidenden Präsidenten Adrian Krahn, als Vertreter des SC Cham. Es ist schön, dass mit dieser Funktion Adrian Krahn seine Erfahrungen und besonderen Stärken gezielt einbringen kann und somit dem Verein erhalten bleibt.
Für die Zukunft wünscht sich Adrian Krahn, dass sich weiterhin engagierte und kompetente Menschen mit Herzblut für den SC Cham engagieren. Er hofft, dass auch die kommenden Generationen Sorge zu dem tragen, was in der Vergangenheit erarbeitet wurde und heute den Verein ausmacht, nämlich verantwortungsbewusst mit den Finanzen umgehen, nicht die Bodenhaftung verlieren und einen guten Mix zwischen Leitungsfussball und Breitenfussball praktizieren. Und schliesslich wünscht er sich, dass die Menschen im Verein respektvoll, wertschätzende, unterstützend und anständig miteinander umgehen und Konflikte offen ansprechen. Nur so kann die wertvolle Vereinskultur gewinnbringend erhalten werden.
Text und Foto: André Dommann