SC Cham Interaktiv

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Vor einem Jahr zog die damals zwölfjährige Lia Kamber von Cham nach Biel, um ihre Ausbildung zur Leistungsfussballerin am AZ des Schweizer Fussballverbandes bewusst voranzutreiben. Dieser Schritt erweist sich nach einem Jahr in allen Belangen als erfolgreich.

Viel hat Lia Kamber in diesem Jahr erfahren, lernen und profitieren dürfen. Sie konnte im Ausbildungszentrum des Schweizer Fussballverbandes einen professionellen Trainingsbetrieb geniessen und lernte viele neue Kolleginnen kennen. Sie fand bei ihren sympathischen Gasteltern ein liebevolles zweites Zuhause und musste sich zu Beginn ihrer Oberstufenzeit in einer neuen Sportschule zurechtfinden. All dies, um möglicherweise ihren grossen Traum realisieren zu können, später einmal Spitzenfussball zu spielen und für die Schweizer Frauennationalmannschaft auflaufen zu können.

Das «Who is who» des Schweizer Frauenfussballs
Die bisher sechs, neu sieben wöchentlichen Trainings verteilen sich auf fünf Tage pro Woche. Ein Tag ist trainingsfrei. Die Einheiten werden alle von Koryphäen des Schweizer Frauenfussball geleitet. Monica di Fonzo, SFV-Auswahltrainerin U-17, Nora Häuptle, SFV-Auswahltrainerin U-19 und sogar der neue Nationaltrainer Nils Nielsen kümmern sich neben weiteren Sportfachleuten um die sportliche Ausbildung der jungen Talente. Daneben werden sie in der Sportklasse in Biel auch schulisch gefordert und für die Hausaufgaben und die Freizeitbetreuung stehen den Mädchen weitere Bezugspersonen der Credit Suisse Football Academy Biel zur Seite. Untergebracht sind die jungen Sportlerinnen in Gastfamilien, die sich ebenfalls verantwortlich um ihre Gasttöchter kümmern, wenn auch neben den Trainings, der Schule, den Hausaufgaben und den Meisterschaftsspielen nicht allzu viel Zeit übrigbleibt.

Von nichts kommt nichts
Während der Woche heisste es, kurz nach sechs Uhr aufstehen und frühstücken. Um sieben Uhr treffen sich die jungen Fussballerinnen aus dem gleichen Quartier und nehmen den Schulweg gemeinsam unter die Räder. Dann heisst es, zusammen mit 14 Mädchen und drei Jungen die Schulbank drücken, und das notabene in Deutsch und Französisch. In der Regel findet die erste Trainingseinheit bereits am Vormittag statt.  Anschliessend geht es zum Essen und für die Mittagspause in die Tissot Arena, wo im Anschluss bereits die ersten Haussaufgaben erledigt werden. Auch am Nachmittag ergänzen sich Schule und Training, bevor am Abend dann wieder die Tissot Arena Treffpunkt fürs Nachtessen ist und der restliche Teil der schulischen Tätigkeiten erledigt wird. Unterstützt werden die Mädchen dabei von ihren Trainerinnen und Trainern, Mitarbeitenden des AZ und einzelnen Lehrpersonen. Gegen 19.30 Uhr kehren die Spielerinnen dann zu ihren Gastfamilien zurück, wo sie den Abend ausklingen lassen und, wen wundert’s auch früh schlafen gehen, nicht ohne vorher auch mit den Familien zu Hause ihre Erfahrungen auf den sozialen Netzwerken auszutauschen, ihre Stimmen zu hören und in ihre Gesichter zu sehen. Einzige Ausnahme bildet der Mittwoch. Dann ist trainingsfrei und der Abend kann in der Gastfamilie verbracht werden. Lia freut sich darauf, kocht doch die Gastmama an diesem Abend nach den Wünschen von Lia und berücksichtigt, dass diese nicht gerade ein «Fleischtiger» ist.

Gute Atmosphäre – gesunder Konkurrenzkampf
Lia geniesst es, in einem Team arbeiten und lernen zu können. Das war früher in Cham als einziges Mädchen in einem Jungenteam nur beschränkt möglich. Die jungen Fussballerinnen haben es gut miteinander. Sie helfen und unterstützen sich, bringen Elan, Leidenschaft und Humor in die Gruppe und es entstehen auch Freundschaften. Unvergesslich bleibt, wenn sie zum Beispiel am 1. April ihre Trainerinnen und Trainer oder die Lehrpersonen gemeinsam nach Strich und Faden veralbern können. Alle wollen aber im Fussball auch die Beste sein. Gesamtbeurteilungen über die Entwicklung, die Leistungen und das Potential finden regelmässig statt und die physischen Werte werden regelmässig durch sportwissenschaftliche Tests gemessen und haben bei den Girls dementsprechend auch eine wichtige Bedeutung. Und nur, wer dort Bestnoten aufweist, findet dann später auch den Weg in die Nachwuchsnationalteams. Dass die sympathische Chamerin dabei sehr gut abschneidet, freut in erster Linie natürlich sie, machen aber auch ihre Familie stolz und glücklich.

Transfer im Team Zugerland und im Stammclub
Im Leistungszentrum haben die jungen Fussballerinnen noch wenig Spielpraxis. Ab und zu steht ein Vergleichskampf an. So erinnert sich Lia gerne an das letzte Spiel gegen die Jungen der U-13 von Köniz, welches die Mädchen mit 3:1 für sich entscheiden konnten. Ihre Wettkampfpraxis holen sich die Talente in ihrem Stammverein, verbringen die Mädchen ihr Wochenende zu Hause bei ihren Familien. Sie bestreiten am Freitagabend das Abschlusstraining mit ihrer Stammmannschaft, bei der sie am Wochenende auch zum Einsatz kommen. Das ist bei Lia im nächsten Jahr die U-14 des Teams Zugerland, Ab und zu speilt sie auch noch beim SC Cham in Ausnahmefällen aber auch die D- oder C-Juniorenmannschaft des Sportclubs Cham. Bei dieser Gelegenheit freut sie sich, auch ihre alten Freunde oder ihren bisherigen Trainerfavoriten und Freund der Familie, Drago Obrenovic wieder zu sehen.

Und die Vision
Bis jetzt ist alles rund gelaufen, abgesehen von einem Zehenbruch beim Schulsport. Sie hat im Fussballerischen und auch im Menschlichen sehr viel dazu gelernt, geniesst die anspruchsvollen Trainings und profitiert von den Impulsen der Verantwortlichen. Sie schätzt die fordernde Kultur und ist stolz, sich darin behaupten zu können. Dass es auch in der Schule gut läuft, freut sie und ihre Eltern ebenfalls. Und so ganz nebenbei lernt die junge Chamerin in Biel auch noch Französisch. Lia würde den gleichen Weg wiederwählen. Noch zwei Jahre kann Lia in Biel wohnen und trainieren. Dann wird ein Wechsel zu einer der führenden Frauenteams in der Schweiz anstehen und in der Folge dürften, wenn alles optimal läuft,  auch die U-Nationalmannschaften ein Thema werden

So hofft Lia, künftig ein Thema für die Nachwuchsnationalmannschaften zu sein und dereinst in der A- Nationalmannschaft bei den Frauen Akzente setzen zu können wie ihre grossen Vorbilder Ronaldo und Griezmann in ihren Vereinen.

Text und Foto: André Dommann