SC Cham Interaktiv

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Seit rund 20 Jahren spielen die beiden Brüder Ursin (25) und Andri (23 ½) für den SC Cham und geniessen die gemeinsamen Auftritte mit dem aktuellen Zweitligateam über alles. Ihr Vater Thomas wollte als ehemaliger Bündner Skifahrer die beiden Jungs für den Skisport begeistern, hat ihnen aber mit seiner Trainer- und Funktionärtätigkeit beim SC Cham die Begeisterung für den Fussball in die Wiege gelegt.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
1993 wechselte Thomas Good als junger Bündner Primarlehrer ins Unterland und gründete hier eine Familie. Animiert durch die beiden Sekundarlehrer Walter Kälin und André Dommann engagierte sich der sportlich aktive Junglehrer bald im Verein und trainierte während über zwanzig Jahren Kinder in der Fussballschule und in der Kinderfussballabteilung, überwiegend zusammen mit Daniel von Flüe. Von den F- bis zu den D-Junioren spielte auch der jüngere Sohn Andri in ihrem Team und dann nochmals bei den B-Junioren im Trainergespann mit dem ehemaligen Profi Selver Hodzic. Von ihm hat er fussballerisch am meisten profitiert. Mehr als zehn Jahre leitete Thomas Good die Juniorentrainingslager und auch als Spikopräsident der Ennetseer machte er sich einen ausgezeichneten Namen.

Von der Pike auf
Die beiden «Jungs» fahren zwar auch heute noch gerne Ski, für eine Rennfahrerkarriere liessen sie sich jedoch nicht überzeugen. In ihrem Wohnquartier spielten sie bei jeder Gelegenheit Fussball und wurden so zu richtigen Strassenfussballern. Mit diesen guten Voraussetzungen starteten beide in der Chamer Fussballschule. Sie fühlten sich sehr schnell wohl und zeigten sehr gute Leistungen. Kein Wunder blieben sie dem Verein bis zu den A-Junioren treu. Einzig Ursin machte in der U11 einen Abstecher ins Team Zugerland, kehrte aber nach nur einem Jahr wieder ins Eizmoos zurück, weil er sich hier wohlfühlte, viele gute Freunde hatte und sich bei den Trainern sehr gut aufgehoben fühlte. Da Andri rund anderthalb Jahre jünger war, spielten sie nie im gleichen Team. Sie besuchten aber regelmässig gegenseitig ihre Spiele und genossen die gemeinsamen Zeiten bei Anlässen oder im Lager. Heute können sie gemeinsam auflaufen, was für sie «fast kitschig» zu den schönsten Erlebnissen ihrer Fussballerzeit gehört.

Kinderträume
Beide Jungs träumten in frühen Jahren natürlich auch vom Profifussball. So konnte Andri vor Partien gegen den Nachwuchs des FCL vor Nervosität kaum schlafen, weil er dann die Chance nutzen wollte, positiv aufzufallen und entdeckt zu werden. Sein Lieblingsspieler war Fernando Torres, von dem ihm auch heute ein lebensgrosses Plakat geblieben ist. Ursin war Fan von Drogba und Marco Streller, von dem er einmal einen persönlichen Brief erhalten hatte. Beide sind aber heute nicht traurig darüber, dass ihr damaliger Traum nicht wahr wurde.

Zwei unterschiedliche Spieler mit vielen Gemeinsamkeiten
Für den jüngeren Andri war sein Bruder Ursin stets ein Vorbild. Er bewunderte seine Technik, seine Ruhe und Übersicht und das gute Auge für die Spielentwicklung. Ursin hatte das Fussball-ABC bei Kinderfussballexperte Walter Kälin gelernt und konnte die weiteren Juniorenjahre viele Erfahrungen sammeln, nachhaltige Erinnerungen mit sich nehmen und viele Freunde gewinnen, spielte er doch praktisch auf allen Positionen. Er fühlte sich stets gut gefördert und betreut. Auch heute verfügt er nach wie vor über diese Stärken. Zusammen mit seiner Kreativität, seinem Ehrgeiz und seiner beeindruckenden Einstellung ist er einer der Führungsspieler im Mittelfeld der Zweiten Mannschaft und versteht, seine Mitspieler mitzureissen. Im Fanionteam kam er unter Udo Portmann einmal in einem Punktespiel zum Einsatz. Und gemäss seinem heutigen Trainer Pascal Nussbaumer hatte er immer das Zeug zu einer grösseren Karriere.

Andri verfügte über andere Fähigkeiten: Er ist der sprichwörtliche Kämpfer, der die 1:1 Situation liebt und für sich entscheidet. Er ist explosiv und sehr schnell und leitet immer wieder Gegenstösse ein. Auch er ist sehr ehrgeizig, aber um einiges emotionaler als sein Bruder. Dieser kriegt noch heute Gänsehaut, wenn er seinen «kleinen» Bruder hört, wie er das Team nach vorne treibt und lautstark zu Spitzenleistungen fordert. Andri schreibt sich weniger Talent zu als seinem Bruder. Die grössten Fortschritte in seiner Fussballlaufbahn machte er schon bei den Junioren unter Lauftrainerin Patricia Morceli, mit der er auch jetzt wieder trainieren darf. Zudem kam er von Selver Hodzic, dem ehemaligen Profi und Spieler in der Champions League, viel mit auf den Weg. Profi Hodzic bildete ihn zusammen mit seinem Vater und Daniel von Flüe bei den B-Junioren aus.

Den Moment geniessen
Beide lieben es, gemeinsam für die Zweite Mannschaft um Punkte kämpfen zu können. Sie schätzen ihr Trainerteam, das professionelle Umfeld und die bestens funktionierende Mannschaft.  Ein Kern von erfahrenen Spielern, die die Kultur des Vereins hochhalten, ergänzt durch äusserst hungrige und talenterte junge Spieler, schafft die Grundlage für eine verschworene, leistungsbereite Truppe, die einem fehlt, wenn man nicht mit ihr trainieren und spielen kann. Dabei sind zahlreiche Freundschaften entstanden, die über den Fussball hinausgehen. Und wenn man dann diese Erlebnisse auch noch mit seinem Bruder teilen darf, dann ist die Fussballwelt in Ordnung. Man hat einen Vertrauten auf dem Feld, den man kennt, von dem man weiss, wie er reagiert und der einem knallhart fordert. Man hat eine spezielle Bindung, versteht sich blind und kann die Erfolge miteinander feiern oder Niederlagen besser verdauen. Und man freut sich über die Ausstrahlungskraft und den Erfolg des Gesamtvereins mit dem Fanionteam in der Promotion League und der guten Nachwuchsarbeit.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie neben zahlreichen positiven Erlebnissen bei den Junioren ihre bisher besten Zeiten mit der Zweiten Mannschaft feiern konnten, so den Aufstieg in die Zweite Liga und die Bestätigung dieses Erfolges in den vergangenen drei Jahren. Der Hunger nach mehr ist immer noch vorhanden und durchaus realistisch.

Ein Gewinn für die Mannschaft und den Verein
Für Trainer Nussbaumer sind die beiden Brüder Gold wert für den Verein. Sie sind langjährige Cracks mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und grossem Charakter. Sie bringen hervorragende Leistungen und verstehen es, die Mannschaft zu motivieren und positiv zu beeinflussen. Während der Pandemie bot der ehemalige Fitnessinstruktor Andri Good seinen Kollegen via Zoom ein Kraft- und Fitnessprogramm an. Seit zwei Jahren ist er zusätzlich als Assistenztrainer bei den D-Junioren im Einsatz. Er liebt es, sein Können, seine Vorstellungen vom Fussball und seine Erfahrungen an den Nachwuchs weiter zu geben.

Alles hat seine Zeit
Miteinander aufwachsen, Fussball spielen, Erfolge feiern, neue Wege suchen, das Berufsleben forcieren und dann vielleicht auch mal getrennte Wege gehen; - alles hat seine Zeit! Ursin steht kurz vor seinem Abschluss des Wirtschaftsstudiums und arbeitet teilzeitlich im Marketing eines Start-up-Unternehmens. Er ist wohnhaft in Zürich. Andri hat die Hälfte seines Lehrerstudiums an der PHZG absolviert. Beide geniessen den Moment und wollen auch weiter Fussball spielen, möglichst oft noch gemeinsam und erfolgreich. Sie haben in der Pandemie gemerkt, dass sie ohne den Fussball heute nicht leben könnten. Aber beiden ist auch bewusst, dass ihre Fussballwege mal getrennt weitergehen könnten. Eines ist aber klar, auch wenn dem so ist, so werden sie bestimmt wieder gemeinsam im Verein aktiv sein, sei es als Trainer, als Senior oder als Funktionär für den Verein ihrer Herzen.

Text und Foto: André Dommann