SC Cham Interaktiv

Matchcenter

20.10.2018
15:00
2
2
St. Jakob, Basel - Leichtathletik-Stadion
Zuschauer: 200
SR: von Mandach
Tore: 14. Loosli 0:1. 52. Rafhinha 0:2. 67. Gubinelli 1:2. 87. Bislimi 2:2.
Basel: Steffen; Vogrig, Lokaj, Isufi, Conus; Spataro (39. Tushi), Huser, Bislimi, Gaudiano (55. Zunic), Muzangu (62. Gubinelli); Marin (55. Marchand).
Cham: Peterhans; Niederhauser, Jakovljevic, Loosli, Bender; Müller (77. Fioravanti), Giampà, Foschini, Rafhinha (62. Gasser); Herger (72. Stefanovic); Wicht (87. Balaj).
Bemerkungen: Cham ohne Schiavano (gesperrt) und Nimi (verletzt). 86. Peterhans hält Elfmeter von Huser. - Verwarnungen: 70. Herger (Unsportlichkeit), 92. Niederhauser (Foul).

Auch der Lehrer ist sich zum Lernen nicht zu schade

Der SC Cham hat gestern beim U21-Team des FC Basel nach einer 2:0-Führung nur 2:2 gespielt. Trotz dieser Enttäuschung: Der Sportclub ist zu einer festen Grösse in der Promotion League geworden. Warum eigentlich?

Ist der Erfolg da, sind die Phrasen nicht fern: Jeder geht für jeden. Man hat die Mannschaft nach Charakter zusammengestellt. Der Teamgeist ist unbeschreiblich. Und eine Familie ist man sowieso. Spätestens, wenn das Tabellenbild nicht mehr mit den Ansprüchen übereinstimmt, zeigt sich, was das Geschwätz von gestern wert ist.

Auch in der ersten Mannschaft des SC Cham ist es nicht so, dass der Haussegen nicht mal schiefhängen würde. Aber der Verein hat eine Kultur der Offenheit entwickelt, in der man schlechte Stimmung sich nicht anstauen lässt, sondern in der Dampf umgehend abgelassen wird, weshalb in der Regel Ruhe herrscht. Ein Indiz dafür ist die seltene Tatsache, dass nur ein einziger Spieler durchgehend länger zur Mannschaft gehört als der Trainer: Jessy Nimi. Der 28-jährige, frühere FCL-Junior und Krienser ist in seiner achten Saison auf dem Eizmoos und sagt: «Es war die beste Entscheidung, nach dem geplatzten Traum vom Fussballprofi nach Cham zu wechseln», sagt er ungefragt. Der Hauptgrund dafür sei genannte Offenheit, die – im Gegensatz zu seiner Erfahrung mit Profitrainern – nicht einseitig sei. Auch der Trainer Jörg Portmann, von Beruf Lehrer, sei lernfähig. Das gelte schliesslich auch für den Sportchef Marcel Werder. «Wir können alles ansprechen und lernen gegenseitig. Das schafft eine grosse Vertrauensbasis», sagt Nimi.

Zwei Halbzeiten wie Tag und Nacht

Der Flügelspieler konnte gestern in Basel wegen der ersten ernsthaften Verletzung in seiner Karriere – eine Meniskus-OP ist unumgänglich – nicht mittun und wird in der Vorrunde nicht mehr spielen können. Seine Teamkollegen verspielten beim 2:2 eine 2:0-Führung. Auf eine souveräne erste Halbzeit folgte eine mehrheitlich missratene. Es gab zwei Ausnahmen. Die eine war das lehrbuchmässig herausgespielte zweite Tor: Wicht leitete den Ball in Bedrängnis mit der Hacke zu Müller, dieser spurtete zur Grundlinie und passte zur Mitte, wo Rafhinha erfolgreich abschloss (52.). Die zweite Ausnahme betraf Chams Torhüter. Marco Peterhans zeigte eine herausragende Leistung, die er mit einem parierten Penalty krönte (86.). Nach dem anschliessenden Eckball musste er sich dennoch geschlagen geben. Seine Teamkollegen waren – wie schon in den Minuten zuvor – überfordert und gedanklich zwei Schritte zu langsam gewesen.

Das Ergebnis schmerzte die Chamer wegen seines Zustandekommens zwar, hat aber keinen Einfluss auf die Bewertung. Der Sportchef Marcel Werder, der seit der Winterpause 2009/10 dieses Amt bekleidet, wirkt weniger stolz als vielmehr froh, wie sich die Dinge entwickelt haben. Skepsis als Ausdruck von Wachsamkeit ist typisch für ihn. Getreu der Leitfrage: Wird es auch diesmal aufgehen? «Man weiss es nie», sagt Werder, «aber man entwickelt bei der Teamzusammenstellung ein Gespür dafür, wer ins Team passt oder wer nicht.» Jessy Nimi bestätigt das: «Mäsi ist in diese anspruchsvolle Rolle reingewachsen. In den acht Jahren, seitdem ich hier bin, hat es natürlich Spieler gegeben, die fussballerisch nicht immer zufrieden sind. Menschlich gesehen, gab es aber nur einen Spieler, der nicht zur Mannschaft passte – das ist eine sehr gute Quote.»

Das Budget sei unwesentlich höher als nach dem Aufstieg
Der Sportclub ist zu einer festen Grösse in der dritthöchsten Spielklasse geworden. Und dies, obwohl er nach Werders Einschätzung über ein Budget «im hinteren Mittelfeld» verfüge. Das ist lediglich eine Schätzung, denn genaue Zahlen werden von keinem Verein bekanntgegeben. Jedenfalls seien die Ausgaben für die erste Mannschaft «nicht viel höher» als in der ersten Saison in der Promotion League 2015/16.
Damals waren die Chamer lange Tabellenführer. Es wurde schliesslich ein Grundsatzentscheid gefällt: Der Aufstieg in die Challenge League liegt aus wirtschaftlichen Gründen nicht drin. Daraus sei zunächst ein Zielvakuum entstanden, sagt Jessy Nimi. Dieses habe man nach und nach mit hoher Anspruchshaltung an sich und das Team gefüllt. «Wir haben eine Winnermentalität entwickelt, die der Trainer und wir stets hochhalten.» Entsprechend gross war die Enttäuschung gestern. Spieler und Trainer können in den nächsten Wochen beweisen, dass sie keine Worthülsen verbreiten und aus dieser Partie tatsächlich gelernt haben.

von Raphael Biermayr, Basel